5
Okt
2014

Tagebuchschnippsel (Sonntag)

Heute gearbeitet und darum noch nicht erledigt: Wäsche bügeln, Küche aufräumen, kochen, mit den Fingern durch die roten Linsen fahren, bevor man sie aufsetzt, Apfelmus einmachen, Krafttraining, Abendspaziergang, Lesen, Feierabendbier, -tee, -wein. Was fehlt an so einem Sonntag: Kirche, Familie, mit dem Rad durch den Regen, DU, der schwungvoll selbst gemahlene Kaffee...

Dafür letzte Woche: Pilze gesammelt mit Tim, ein Feuer im Wald, Tausend Schritte über Hügel und Felder. Da ein Tee und dort ein Glas Wein. So gut. So weit. So leider vorbei.

Heute noch erledigen: Nach draussen unter Regenwolken. Diese Linsen. Schlafen. Keine Träume.

28
Jul
2014

Stadtbrachen

Garten1
Wo bis vor kurzem Leben blühte, man bei milden Temperaturen schwatzte, Fleisch aufs Feuer legte und Gläser füllte, seinen Schrebergarten harkte, pflückte, jätete und sich Kinder Beeren in den Mund schoben, starren verbrannte Balken, Splitter von Glas klirren unter den Füssen, Brombeeren wuchern und vergessenes Spielzeug bleicht vor sich hin. Traurig sind sie, die aufgegebenen Gärten. Die Sonne brennt heiss an diesem Julinachmittag, die Regentonnen wären gefüllt bis zum Rand, um das Gemüse zu wässern, aber niemand hat gepflanzt. Die Bäume und Sträucher haben getrotzt: Die frühen Äpfel sind da, die Himbeeren. Und Ringelblumen. Wir pflücken, die Wege trennen sich und finden sich wieder. Ich, der ich zum ersten Mal da bin, schaue, staune, es müsste ein Paradies für Kinder sein hier. Doch da ist keine Seele. Ein einziger älterer Mann betritt das Areal und sammelt ebenfalls Beeren. Ja, er hatte bis letztes Jahr hier seinen "Pflanzblätz", sagt er, und den Besitzern der Einfamilienhäuser habe das eben nicht so gefallen, der Lärm. Warum auch immer: Sie mussten alle gehen.
Garten3
Man könnte nun sagen, die "Natur" setze sich wieder in ihr Recht und lasse verschwinden, was der Mensch mit seiner "Kultur" ihr aufgezwungen. Bodenplatten springen auf, Dächer lecken, viele der kleinen Häuser wurden angezündet, man riecht noch den Russ, denkt an Krieg und Zerstörung und steht auf einmal vor diesem Weidenkorb, der sich von selber füllt, zuwächst. Schweigend verlasse ich dieses Niemandsland, berührt, traurig und werde wiederkommen, hoffentlich bevor der Bagerzahn den Boden aufwühlt… Garten2

19
Okt
2012

Wettbewerb: Geräusche schreiben

Wieder mal ein Wettbewerb der interessanteren Art... Anagramme ahoi ???
Wettbewerb

6
Mai
2011

Gebrochen fröhlich

Text zum 70. Geburtstag Bob Dylans, erschienen in der «Musikzeitung Loop», Zürich Mai 2011

covershot

Als meine Mutter im Sterben lag, fuhr ich jeden dritten Tag oder so am Morgen stundenlang Zug Richtung Osten und am Abend denselben Weg wieder zurück. Auf der Intensivstation des Spitals nahm ich jedes Mal stumm Abschied. Nur eine Frage der Zeit, bis die Nacht hereinbricht. Und nie wusste ich, ob sie noch verstehen konnte, was ich sagte… Ich hörte damals viel Radio auf meinen Wegen. Dylans “Theme Time Radio Hour” schien mir der richtige Trost: Nicht Ablenkung, sondern Tiefe. Dylan spielte seine meist obskuren Schallplatten und erzählte kurze Geschichten über die Bibel, das Rauchen, Schuhe, Amerika, das Zugfahren – das Trinken. Am liebsten ist mir auch jetzt noch die Show über das Trinken (u. a. mit herzergreifenden Liedern von Charles Aznavour und Mary Gauthier). Mama wüsste wieso. Inmitten der Lieder eine mit allen Wassern und Wässerchen gewaschene Stimme, ebenso fröhlich wie gebrochen, ebenso alt wie jung, die nur zu mir zu sprechen schien. Eine Anmassung, die ich mir gerne und unter Tränen erlaubte.
Aus “Chronicles” und Martin Scorseses Film “No Direction Home” wissen wir, wie wichtig das Radio für den jungen Bob Dylan gewesen ist, der die Musik, die er hörte, wie ein Schwamm aufgesogen hat. Natürlich hat es eine höchst ironische Note, dass uns Dylan mit seinen durchchoreographierten Radioshows eine vergangene Welt und Produktionstechnik vorgaukelt. Doch die Trauer über den Verlust einer wohl auch nur vorgestellten Ursprünglichkeit und Authentizität ist ein steter, leiser Unterton. War es aber mit seinen eigenen Songs je anders, die er 2001 in einem wunderbaren Spätwerk ganz offiziell unter das Motto “Love And Theft”, Liebe und Diebstahl, gestellt hat? Dylan ist ein Künstler, der durch keine kritische Analyse entzaubert werden kann, weil sein Werk von Anfang an als Synthese gedacht war. Ausser wir fragen den Mann auf der Strasse, welcher anstelle einer Antwort die Lippen hochziehen und näselnd “The answer my friend is blowing in the wind” singen wird. Honni soit qui mal y pense.
Allen noch nicht hartgesottenen Dylanhörern empfehle ich meine momentane Lieblingsplatte, die “Tell Ol' Bill Sessions” (Bootleg, 2005), auf der die Genese eines Songs – und was für ein Song! – wunderbar mitverfolgt werden kann und bei deren Hören ich mir immer wünsche, nicht nur schreiben, sondern auch spielen zu können.

Felix Epper, April 2011
Homepage Musikzeitung Loop

13
Jan
2011

LITERA10 LIEST

Donnerstag, 24. März 2011
20.00 Uhr
Kulturfabrik Kofmehl Solothurn

Lesung mit Musik

Litera10 – wehe, wenn sie losgeschrieben


Mit Silvano Cerutti, Jan Schneider, Guido Poliwoda, Felix Epper

http://www.felu.ch/bote_agenda.html

18
Nov
2010

Epper liest (mit Samuel Sypcher)

Vorankündigung: Mittwoch, 8. Dezember, 19.30: Lesung im Museum Blumenstein Solothurn mit Samuel Spycher (werkjahrespreis des Kantons solothurn 2010) und Felix Epper (dito 2004). Eine Veranstaltung der Töpfergesellschaft Solothurn.
http://www.toepfergesellschaft.ch/vortragakt.html
Anreise

14
Nov
2010

Filme von früher, heute gesehen. Teil 1

Es kommt vor im harten Alter von 43, dass man wieder mal einen Samstagabend alleine verbringt, Tee trinkt (Biodynamischer First Flush), in der Küche raucht, das ZEIT-Magazin liest, die Wochenendbeilage der NZZ (nicht vergessen: Erri de Lucca wieder hervorkramen!) und, weil die Nacht so früh einfällt im November, man schon um acht Lust hat auf einen «Spätfilm» im Pantoffelkino. Nun hatte ich unlängst nicht wenig Freude an meiner Premiere mit Bridget Jones, tipptopp serviert vom Schweizer Fernsehen SF2 im Originalton. (Sagt nicht, ich hätte mich dort unter meinem Niveau amüsiert...) Item: Mein Fernseher scheint sich an meine Gewohnheiten zu erinnern und so krachte ich direkt in den Audiokanal 2 von «Forrest Gump». Oscarbeladen und von mir bis dato ignoriert auch der Film. Mal sehen. Give it a try. Ich sah viel zu lang. Es kam schlimm. Erstens: Statt mit guten alten «Four-Letter-Words» drangsalierte man mich mit teutonischer Fäkalsprache. Besonders absurd in der Woodstock-Episode: «Gebt mir ein S… Gebt mir ein C…» Gott, nein! Umschalten ging nicht bzw. nur bedingt. Brav erklärte die Stimme aus dem Off, was sich auf der Szene abspielt. Dieses Deutsch für Sehbehinderte ist ein immerhin leicht verstörendes Element in einem Film, der wohl auch auf Amerikanisch grottenschlecht sein muss. Also zweitens: Woddy Allen hat es mit «Zelig» geschafft, einen Mann durch die unwahrscheinlichsten Zeitläufte zu jagen. Zemeckis scheitert mit einem ähnlichen Konzept auf der ganzen Linie. Und ich habe nach einer Stunde noch ein Buch auf dem Nachttisch gefunden und der Qual ein Ende bereitet. Meinungen dazu? Erklärungen. Widerreden?

11
Okt
2010

Kulturblog von Hansruedi Hitz

Ich hoffe, der neue Blog meines Büronachbars Hansruedi stachelt auch meine Schreibtätigkeit etwas an! Ich freue mich auf jeden Fall, von dir zu lesen!

Kulturflaneur
Night of the living dead

lieber epper als niemert

Betrachtungen. Manchmal Urteile.

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Kafkas Reisetagebuch,...
Kafkas Reisetagebuch, Paris, 11. September 1911. «Auf...
noemix - 4. Nov, 11:44
Merci beaucoup! A suivre...
Merci beaucoup! A suivre ici: https://epper.twoday.net/st ories/1022422362/
Epper - 23. Apr, 18:51
Bis vor kurzem war ich...
Bis vor kurzem war ich der festen Überzeugung, dieser...
froggblog - 2. Apr, 17:34
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Lieber nicht leben wie der Panther. Diese pathetische...
froggblog - 14. Okt, 20:39

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