2
Mrz
2009

Zur letzten Latern'

Letzte_latere
Die famose Lesung in der «Letzten Latern'» der Herren Keller und Epper (Güllen, 1995).

Slam it! ¬ It’s fuckin’ poetry, isn’t it? ¬ it’s prostitution! ¬ it’s a rip off! ¬ it’s all about fiction & reality!

(Geschrieben: zirka 1996, Fotos: analog, Mineralwasser: billig (3.40), Seele: verschupft)

Alles Gute kommt aus Sock’s Land – den U.S.A. Nach dem Apostroph, den jedes ‹s› am Wortende magisch anzieht, nach Jochen’s Grill also und den Urlaub’s Foto’s, entwickelt von der Migros’ – ich möchte bei der Foto-Qualitätskontrolle der Migros’ arbeiten, dann kann ich alles an Foto’s mitnehmen, was mir gefällt – gibt’s nun auch hier Slam! Poetry! Beat! Pop!-Literature. Nimm’ einen Tisch, setzt dich hin, oder noch besser, stell’ dich hin, wie ein besoffener Prediger – und lies, bis die versammelten Trinker’s ihre mentalen Camera’s auf dich gerichtet haben – ein Dutzend Schnappschüsse – das Publikum muss gieren – Szenenapplaus, Unmutsäusserungen. So geht das ab mit dem Slam! Sagt man – leider ist alles ganz anders – und viel schlimmer.

Das ist das Ende der Einleitung und die Kneipe heisst ‹Zur letzten Latern’›, steht nicht in ’merika, sondern in Güllen, und Kurt, der Wirt, mag meine Texte, Ich merke bald: Er mag auch mich, hat er doch im Buch kleine Striche gemacht, wie im Knast, für jedes «ficken» einen roten Strich, für jeden «Schwanz» einen blauen. Kurts Farbenlehre ist noch nicht ganz ausgereift, doch oft liegt er richtig: Immer wenn da «Pisse» oder «pissen» steht, leuchtet’s gelb, das «Sperma» ist schneeweiss, und Kurt findet’s also ganz toll, mit mir diese Lesung ab¬zuhalten. Ich darf mit ihm in den Abstellraum den Tisch holen – der Tisch ist wichtig, da wird sich alles abspielen, am Tisch wird gelesen –, der Raum ist gleich neben der Toilette, und Kurt guckt mir jetzt, schon wieder, als ich dies hier schreibe, mit seinem blauen, roten? nein, ein rot-blauer Fieberkurvenstift ist’s, über die Schulter, aber er weiss doch, dass ich ihn enttäuscht habe. Wir sprechen eine halbe Stunde über den Unterschied von Literatur und Leben. Und ich denke nach jedem zweiten Satz: It’s no good, wenn der Wirt besoffener als all’ seine Gäste zusammen ist. Und er sagt «Dass du dich so zierst, bei den Texten, die du schreibst...? » – Er hat seinen schnellen Fick nicht gekriegt, wird Erich am Ende zu mir sagen, kein Wunder, dass es so rausgekommen ist. Ausser den üblichen Spuntengästen ist niemand gekommen, die paar Leute, die wir mitgebracht haben, mal ausgenommen. Erich und ich lesen dann lauter Texte über Ausbeutung, sexuelle Gewalt und alte Nazis. Ohne Pause, eine Stunde lang, untermalt von den auf- und abwogenden Kneipengeräuschen. Vor uns, direkt vor uns, wie ein Fels im Lärmmeer, Kurt, einsamer Zuhörer und Rufer. Zu Beginn, als in einer Geschichte zwei Jungen im hohen Gras verschwinden, noch ein letztes Mal mit glänzenden Augen, dann dumpfer und dumpfer werdend, bis auch er in die Trinkergemeinschaft zurückfliesst. Wäre dies hier ein Saloon im Wilden Westen, würde jetzt gut und gerne eine Schlägerei losgehen. Wir haben den strategisch günstigen Platz neben der Tür, warten und gehen – langsam – vergessen – so glauben wir. Als wir endlich aufstehen, kommt schüchtern der Kellner – er ist ein netter Kerl, Underdog, er kann ja nichts dafür – und will noch 6 Franken 80 für die zwei Mineralwasser. Poetry – that’s what it’s worth.

Abgedruckt in: «Schnell gehen auf Schnee», Stadtgeschichten. Rotpunktverlag 1998

3
Feb
2009

Keep a Clean Nose

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Dylan überlässt Pepsi sein «Forever Young» für einen Werbespot und lässt damit endlich seine und John Lennons Coke-Vergangenheit hinter sich (Beachten Sie Johns Nase an der Coca-Cola-Flasche). Aufgearbeitet hat Dylan sein Leben im neuen Konzeptalbum «Keep a Clean Nose»* – es soll laut «Columbia Records» endlich wieder mal punkmässig krachen.

*«Keep a Clean Nose» ist ein Zitat aus «Subterrenean Homesick Blues»

25
Okt
2008

Aus aktuellem Anlass

uppPropethic Words! Black Sabath in 1970 (Hand of Doom). We warmly recommend Ozzi to both the Nobel-price for literature *AND* economics!

7
Aug
2008

Kafka... mit Tieren, die Fellatio üben...

Heute Morgen um Sechs bei der Lektüre meines Leibblattes... NZZ vom 7.8.08 ... musste ich Erschütterndes zur Kenntnis nehmen... Ungläubig fragen wir: Kafka ein Pornografie-Konsument? Und das sogar im Zeitalter vor dem Web 2.0...? Wird Alice Schwarzer im "Spiegel" oder der "Emma" das Urteil sprechen? Ich für meinen Teil begebe mich wieder in unruhige Träume, aus denen ich weissgottalswas erwachen werde.

3
Jul
2008

Die Dame möchte telefonieren

Mit meinen beiden Kindern in der Gartenbeiz auf das Essen wartend - es ist ein noch heisser Sommerabend, zwei Sirup, ein Mineralwasser, später vielleicht noch ein Bier und noch zwei Sirup, ein Salat, Pasta ohne Sauce - die Kinder lieb, etwas müde, ich sehr müde. Wir unterhalten uns über die mitgebrachten Spielzeug-Lokomotiven, die Kinder (2 und 5) sind immer so artig im Ausgang...

Da dreht sich am Nebentisch ein Schrank von Mann um, sieht mich an und weist mich zurecht. Ich solle gefälligst etwas "leiser sprechen", die Dame ihm gegenüber "möchte telefonieren." - Mit runtergefallenem Kinnladen schweige ich vielleicht zehn Sekunden, finde dann meine Fassung wieder. Ich bin bestimmt und (fast) höflich: "Aber hallo? Wo sind wir denn? Früher hat man sich diskret zurückgezogen mit dem Telefon."

Werweissen Sie, liebe Leser, über die Fortsetzung der leider wahren Geschichte.

8
Mrz
2008

Mary Gauthier

Gestern habe ich bei der Plattenhändlerin meines Vertrauens zwei LP's von Mary Gauthier bestellt. Die Schallplatten tuckern jetzt vielleicht per Frachtschiff über den Ozean oder jetten gar im Flugzeugbauch. Von Mary Gauthier habe ich erst einen Song gehört - "I drink" - er hat mir das Herz zerrissen... Wer mich kennt, weiss vielleicht warum.

It's not so bad alone here
It don't bother me that every night's the same
I don't need another lover
Hanging 'round, trying to make me change

Nun könnte ich noch vieles zum Thema Alkohol loswerden. Das machen wir aber nicht virtuell, sondern bei einem Glas Roten - zum Apéro nehme ich auch gerne einen Cynar Soda mit Eis.

PS. Das Video unten ist nicht "I drink", aber auch schön und jetzt kenne ich schon zwei Songs von Mary Gauthier.

Mary Gauthiers Homepage:
http://www.marygauthier.com/site.php

12
Feb
2008

Shoppen im "Lusch" oder "Lasch"

Also heute ein Schulaufsatz. Thema war: "Shopping. Segen oder Plasche unserer Zeit? Erörtern Sie bitte nicht theoretisch, sondern schöpfen Sie aus eigener Anschauung". Ach die Lehrer heutzutage... der Aufsatz ging dann etwa so:

Meinereiner hasst ja Einkaufen. (Bücher und Platten zählen da nicht. Die werden nicht gekauft, Ihnen wird gehuldigt). Beim neudeutschen Shoppen konnte ich mich noch nie entspannen. - - - Oh Gott, ja: "Schoppen" nannten die pubertären Jungs in den 70er Jahren die weiblichen Brüste. Wie sagt die Jugend heute dazu? Hüllen wir uns in Schweigen. Letzten Donnerstag war ich mit E. shoppen und zwar im "Lusch" oder "Lasch" in Bern. Der "Lusch" oder "Lasch" bietet nämlich eine sauteure Nachrasurcrème an, ohne die und meine Haut ich nicht mehr sein können. Das hat man davon, wenn Schwager Geburtstagsgeschenke machen. Ich also runter in den "Lusch" oder "Lasch" - was trendy ist in Bern haust in den Kellern - und die Rasurdings mit dem dummen Namen "Der bewegte Mann" verlangt. "Geben Sie mir bitte die Nummer 206 mit dem zu dummen Namen", sagte ich betont schroff, wohl wissend, dass das "Dusch"- oder "Dasch"-Personal auf aktiven Verkauf aus ist. "Sonst brauche ich nix" doppelte ich nach. "Wissen Sie, dass viele Kunden es auch ins Haar streichen?" flötete die junge Frau an der Kasse. "Wär mir zu teuer." - "Kennen Sie Karma, schnüffeln Sie mal?" - "Als was wird man denn wiedergeboren, wenn man das appliziert?" frug ich. "Als Hautcréme", sagte nicht die "Cusch" oder "Casch"-Angestellte, sondern mein guter Freund und Agnostik-Lehrer E., der mich ja beim Shoppen begleitete. Doch auch er biss auf Granit. "Karma gibt's auch als Badezusatz... Badezusatz..." hallte es uns durch die ignoranten Berner Gassen hinterher... Und einen Ort, wo man gratis und ohne öffentliches Ärgernis zu erregen pissen kann, gibt's auch nicht in der Hauptstadt.

Bitte erraten Sie meine Note!

11
Feb
2008

Anagrammspiele

Epper anagrammiert wieder. Heuer am Schalttag (29.02.08) in Luzern. Alle Infos: ---> http://www.literaturfest.ch/
Night of the living dead

lieber epper als niemert

Betrachtungen. Manchmal Urteile.

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Kafkas Reisetagebuch,...
Kafkas Reisetagebuch, Paris, 11. September 1911. «Auf...
noemix - 4. Nov, 11:44
Merci beaucoup! A suivre...
Merci beaucoup! A suivre ici: https://epper.twoday.net/st ories/1022422362/
Epper - 23. Apr, 18:51
Bis vor kurzem war ich...
Bis vor kurzem war ich der festen Überzeugung, dieser...
froggblog - 2. Apr, 17:34
en printemps…
Lieber nicht leben wie der Panther. Diese pathetische...
froggblog - 14. Okt, 20:39

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