31
Aug
2006

Modern Times

modernNatürlich kann man sich auch wochenlang auf die neue Scheibe von "Iron Maiden" freuen (dä Gustibus isch nöd dischtputandur, wie der Laddiner sagt). Ich habe mich eben auf Dülens "Modern Times" gefreut, wie auf Weihnachten damals als 6-Jähriger, und vielleicht war auch jetzt die Vorfreude noch es bitzeli schöner als die Nachfreude. "Ain't talkin'" ist ein grossartiger Song (wie fast immer der letzte Song einer Dylan-LP), aber ein oder zwei Balladen sind eindeutig zuviele, der Spannungsbogen ist etwas flach. Und: Die allgemeine Begeisterung der Presse und der Dylanologie im wöwöwö macht doch misstrauisch. Statt "Modern Times" höre ich jetzt "New Morning", genauso altmodisch, aber mit mehr Überraschungen und einigen Brocken Religion ("Three Angels", "Father of Night"), an denen ich zu kauen habe; es schmeckt verdammt süss. Habe übrigens über den Kauf von "New Morning" jahrlang nachgedacht; irgendwann werde ich mir auch "Self Portrait" kaufen müssen, das meistverachtete Dülen-Album.

Just Another Music-Blog über "New Morning"

12
Aug
2006

White Russian

Donnerstagsnacht bis morgens um fünf Uhr Bier und "White Russian" getrunken - in angeregter Umgebung - und dann zwischen sechs und sieben diese Nacht in einem noch angeregteren Traum wild durcheinandergewürfelt ein weiteres Mal erlebt. Öfters wäre das nichts für mich, letzten Freitag war's genau richtig. Die manische Phase hält immer noch an (ohne Alkohol)...

PS: "White Russian" kann man unmöglich nur für sich selbst trinken.

3
Aug
2006

Sabotage

Immer wieder schön SABOTAGE der Beastie Boys... Aber vielleicht ist das Leben weniger schön, wenn man auf youtube.com jetzt alles und noch mehr an laufenden Bildern finden kann, was einem früher der Zufall, gute Freunde oder Gott zuspielten.

29
Mai
2006

Rückblick Literaturtage

Hören Sie Auszüge aus meinem in Solothurn vorgetragenen Manuskript "ZUR LETZTEN LATERN'". (Im Rahmen der Sendung Reflexe vom 29. Mai 2006 auf Radio DRS2. (Hören Sie auch sonst mehr Kulturradios; Radio DRS2 zum Beispiel verdient so oder so mehr Verbreitung!)

22
Mai
2006

Anagrammatischer Berufs-Blogger?

Die Website des Schweizer Fernsehens verschaffte mir heute eine neue Profession...
<< Mit dem Anagrammatiker Felix Epper (»Frankie klingeling / teenage blue») ist ausserdem ein Vertreter des noch jungen Berufszweigs der Literaturblogger in Solothurn.>>

Da fragt sich nur: Wer überweist mir meinen Lohn? Das Schweizer Fernsehen? Moskau? Fragen über Fragen. Hat die Blogger-Gemeinde Antworten?

26
Apr
2006

Neues aus der Schublade

Als kleine Zückerchen, um die Wartezeit bis zur Lesung an den Solothurner Literaturtagen* zu überbrücken, hier zwei neue Texte: Gerne lade ich die geschätzen LeserInnen ein, mein Trenker-und-Riefenstahl-Lipogramm und einen Versuch in alltäglicherer Prosa (Für Schwester Ignata) zu kommentieren.

*Felix Epper wird lesen an den Solothurner Literaturtagen (voraussichtlich am Samstag, 27. Mai 2006 um 9.15 Uhr und zwar zusammen mit Bettina Spoerri und Karin Richner; Details folgen.) (Homepage der Solothurner Literaturtage)

Für Schwester Ignata... für Monique...

Ich habe alle diese alten Autos immer geliebt, besonders die Amerikaner – Onkel Dölf fuhr einen Chevi, was aber nichts zur Sache tut; gar nichts tut etwas zur Sache; am ehesten noch Onkel Dölf, ja; Gott hab uns seelig, aber selbst er tut nichts zur Sache – ansonsten kann ich nur noch in Unzusammenhängen denken, auf dem Bett sitzen und malen: immer am selben Bild mit meinen Wasserfarben – – – Im Paris des 18. Jahrhunderts haben sich die Strassenkehrer noch alle Mühe gegeben, die Vorbeiflanierenden mit ihrer Arbeit zu konfrontieren. Sie luden den Unrat so auf ihre Karren, dass die Passanten, ohne ausweichen zu können, mit dem ganzen Dreck bespritzt wurden. Wir sind gerne bei den Schlaglöchern, auch wenn nie ein Pferd vorbeikommt, die Nüstern bläht… Die Kinder und auch ich haben eine Vorliebe für Wörter wie Kotflügel. Sie machen uns das Auto in dieser pferdelosen Zeit liebenswert – – – und erst das Nachthemd in der Farbe «Piss-en-lit», das ich gekauft habe! Wenn ich das «Hemmli» in Übergrösse kaufe, ist’s so lang wie ein Nachthemd, langt mir bis über die Knie. Meine Freiheit: aus einem «Hemmli» ein Nachthemd machen. Das Erregende am Nachthemd: es kommt ohne Hosen aus, verhüllt, reizt, enthüllt nach Belieben. Gesetzt wir haben Gleichberechtigung und die Frauen männerfussgrosse Füsse und ich taste mich von diesen Füssen unter dem «piss-en-lit»-farbenen Nachthemd an aufwärts, wann erkenne ich das Geschlecht? Schwester Ignata, Religionslehrerin der dritten Primarklasse, zieht kein Nachthemd hoch, löst aber vielleicht die Träger und endlos fällt weicher Stoff auf die Füsse. Sie wird nicht verlegen, wenn sie uns das Wort Beschneidung erklärt, sie hat die bösen Worte solange im Mund gekaut, bis sie zart, weich und schmackhaft geworden sind. Ein zugespitzter Stein wurde benutzt, später ein Messer, sagt sie. Blut kommt vor in ihrer Rede, und kein Knabe fasst sich an… Aber zwei Jahre später verbannt der Lehrer die Zahl «sechs» aus dem Unterricht. Beim Rechnen zählen wir neu, aber Monique kauft am Kiosk sechs Gummibärli, sechs Cocifröschli und sechs Chätschgi. In einer Reihe stehen wir Buben und in jeden Mund schoppt Monique eine Süssigkeit. An solchen Tagen sitzen wir dann stundenlang an den Schlaglöchern, sagen Kotflügel, wünschen uns Pferde, nehme mit Amerikanerschlitten vorlieb, pissen in den Graben, wenn Monique zuschaut. Doch meist ist da nur Onkel Dölf, der seinen Chevi parkiert. Er ist nicht richtig im Kopf, sagen Lehrer, Väter, Mütter, Schwester Ignata. In den «Realien» unternimmt die Klasse Spaziergänge, der Lehrer pflückt einen Hahnenfuss, ein Buschwindröschen, einen Löwenzahn, – – – ein Heilkraut auch das. In der Nacht, denke ich, in der Nacht, wenn wir erwachsen sind, pflücken wir zwei einen Strauss Löwenzahn, Monique und ich, und brauen Tee. «Piss-en-lit», un drôle de nom pour une fleur, mais quand tu bois du thé, tu comprendras!» Doch der Lehrer sagt uns nur: «Die gesammelten Pflanzen pressen wir.» Und, wie um uns Mut zu machen, sagt er: «Jeder von euch stellt sein eigenes Herbarium zusammen», und ich stolpere von den dörflichen Wegen direkt ins Warenhaus, kaufe dort mein «Hemmli», nichts als Blumen und «Piss-en-lit» im Kopf und du, und es war mir, als wir am Waldrand standen, als ob ich deine Süsse riechen könnte, Zuckerzeug im Mund – – – und doch sitz ich nur vor diesem Kinderbild, Gelbes blüht am Wegesrand, und da sind Autos die um die Ecken brausen, beschwingt male ich ein paar Striche hier, einen Fleck da. «Das schwarze Gespenst», lacht Monique, «Schwester Ignata, der Pinguin»… nie, nie kann ich aufhören zu malen. Bin ich soweit, dass ich die schwarze Schwester Ignata aufs Blatt bringe, dann, – immer! – springt Monique aufs Bild, den Strauss «Piss-en-lit» in der Hand, hat mich gesehen, dann den Pinguin gesehen, dann auf die Strasse… Aber wir Kinder müssen sie doch lieben, die Autos lieben mit ihren Kotflügeln, lustig dieses Wort, lustig wie die «Piss-en-lit» in der Luft umherwirblen, aber so schwierig, das aufs Blatt zu bringen, so schwierig, Schwester Ignata gerecht zu werden, die sich über Monique beugt. Für eine Sekunde schliesse ich die Augen, wünsch’ mir ein weisses Blatt Papier, seh’ dann aber nur, dass ich verschwunden bin vom Bild und mit mir die zarten gelben Blumen. Und ich sitze da, kauere, die Füsse auf dem Nachthemd, die Wasserfarben sind eingetrocknet. Ich schreibe den Titel des Bildes hin: «Für Monique» und warte auf den Schlaf.

Bergfex Trenker vererbt der Heller zwe

Verse des Eff Wernerbert Epper, versendet den zehnten Merz.

Sehet hell des letzten Merzens Schnee: Trenker verendet, eh weh, eh weh! Wer ehret jetzt hehre Nebelmeere? Wer legt Schnecken echte Schneedecken? Wer wehrt den Dreckstecken? Versemerker Wernerbert vermeldet streng: Lene, wem vererbte Trenker, der Sperber, der Heller zwe? Wer erstrebte Ehr? Geld? Mehlbeer? Lene redt ned nett: «Trenker enterbte sene fremme Henne.»

Trenker denken

Eh! Er’s beqem* erlegte: den Eber, den Helden der Berge, des Begehrens Bengel, den brennenden Seelen-Meer-Besen. Schnepfen! Spechte! Esel! Schlecken weg den Speck. Der Berg¬fex belebte Gelenke – bedenke! Neckte, erweckte der Sterbenden elf. Eh… Jetzt selbst vergehendes, flehendes Nebel-Leben!

Helden enden etepetete

Der Berg gehet den Weg der Ehre. Gletscher-Schnee der Grenz’ entgegen endet. Ersehnte Lene – des Fehrers Ferkel – Tren¬kers Ehe-Bett? Der elend’ Schelm vererbt’ dem Wernerbert, der Heller zwe zwecks Verserei. Es brenne grell-hell der ferne Stern. Es brenne gern des Sperbers Herz – bergwerts!

*Das Q (i.e. qu) ist gemäss den Satzungen von „Oulipo“ erlaubt in Lipogrammen, in denen auf alle Vokale ausser dem E verzichtet wird.

15
Aug
2005

Wet Pants

Manchmal streich’ ich mir
Sandwiches wie Elvis.
Oh, Lord! Zwei Scheiben Brot und
Ein halbes Glas Mayonnaise.
Dazu irgend ein Fleisch.
Nur die Gurken
Lass ich weg.
Mag ich nicht. Elvis
Voll Drugs, ’n’ Sex ’n’ Rock ’n’ Roll
Alkohol, was weiss ich.
Und ich kau’ und hör’
Heartbreak Hotel – – –
Wir sind die Generation,
Mit den »wet pants« – es
Gab kein Halten
Damals, wie man so schön sagt –
Und passen ’drum so gut
Ins Altersheim
Und küssen uns
Noch heut’ bei Kerzenschein.

(c) by Felix Epper, 2005

Monté-verità-Fragment

Am Rande eines Jahrhunderts
Und trunken vor Legenden
War man die Steintreppen hoch
Und hoch gestiegen.
Unten ahnte man den See
Du sagtest: «So weit…»

Diese Anarchie
Freie Liebe nannte ich sie
Und hoffte hier oben
Etwas wieder zu finden. Doch
Die Menschen mit denen ich empor
Hoch und hoch stieg
Waren weder Höhlen-
Forscher des Vergangenen
Noch Pioniere des Westens

Die Morgenröte
Einer neuen Gesellschaft
Wärmte meine Schultern
Immer noch. Doch
Um mich oder gar zurück
Zu schauen wagte ich nicht.

Oben erwartete mich
Rudolf Steiners eisiger
Blick und Bakunins
Vergifteter Garten.
Gefroren deine Finger
Ein falsches Schaudern
Töte mich, mein Herz
Sag ich viel zu spät.
...

Der Rote Admiral

I
Der Rote Admiral verfügt
Über nicht weniger als
Sechs unterschiedliche Möglichkeiten
Mit den Flügeln zu schlagen.
Dies herausgefunden
Haben Wissenschaftler aus Oxford.
Von Interesse sind diese Resultate der
Schmetterlingsforschung
Unter anderem für das Militär
Das die Prinzipien des Flügelschlags
Eitler Gaukler
Für den Bau
Autonomer Flugroboter nutzen will.

II
Oh Adam
Doch schon vor dem Sündenfall
Gabst du Namen dem Getier
Wo warst du Gott
Im Garten Eden? Und du
So Zornesvoller Cherubin
Wo war dein flammend’ Schwert?
Und Noah
Hättest du doch vertilgt den Roten Admiral
Ins heil’ge Öl geworfen. Er schmeckt
Wie wilder Honig süß
Doch Gottes Lohn
Statt eines Menschen Brot
Wird sein tausendfacher Tod.

III
Und wissenstrunkene Aufklärung
Die schrieb alles in ihr großes Buch.
Kein Stein, der nicht gewendet
Keine Kellerassel die entkommt
Keine Sieben Siegel ungebrochen
Falsche Propheten !
Oh auch ihr.
Ihr schreit’s in mein Gesicht
Und ob all dem Lärm
Schläft uns’re Seele tief
Tickt die Vernunft im Takt
Ein Uhrwerk, so leis’, so stet’.

IV
Einst sah ich tausend Sommervögel
Im Val Münstar
Einer eine Augenweide
Fünf um meine Ohren
Ein heilig’ Schaudern
Zehn war fast Gott geschaut
Zehn mal zehn war Angst
Und nur noch Angst
Und ich entfloh
Sie setzen ihre Rüssel
Sie legten ihre Flügel
Sie waren Wolken gleich.

(c) Felix Epper 2005

24
Mrz
2005

Peter Bichsel ist 70

Auch wenn man - wie auch ich - mit Geburtstagen nicht viel anfangen kann ist es doch schön aus aktuellem Anlass über und vor allem von Peter Bichsel wieder Neues und neues Altes zu lesen. Glückwünsche sind meist am besten kurz: Alles Gute Peter!
Schöner Text von Beat Mazenauer über Peter Bichsel
Night of the living dead

lieber epper als niemert

Betrachtungen. Manchmal Urteile.

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Kafkas Reisetagebuch, Paris, 11. September 1911. «Auf...
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Bis vor kurzem war ich der festen Überzeugung, dieser...
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Lieber nicht leben wie der Panther. Diese pathetische...
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