Lyrik

3
Aug
2007

Feels No Pain

snow
Für Maria (sometimes)

And a Rock feels no pain
And an island never cries


Als ich noch mit Dir so scheinbar
Sicher die grünen Wiesen hinauf
Und in die Wälder hinein
Im ersten Jahr mit Dir
Und eines Nachts nach Deinen Tränen
Geh’n wir Arm in Arm
Den schon oft begang’nen Weg
Sehen Riesen, Bären, Geister
In den Bäumen, in den Wolken hoch
Am Himmel oben
Und bannen sie sogleich
Und es wurden gute Träume
Im ersten Jahr
Diese Nacht mit Dir
Suche ich weiter
So lange schon
Vermissten Kinderbuch
Und ich sehe nur
Den bösen alten kranken Baum
Der den Jungen packt mit seinen Klau’n
Ich sitz’ allein. Grossvater ist
Gestorben. Die Liebe fort
Das Beten macht die Lippen hart
Ich hass’ den Leib, der mir bleibt
Und fordert Tag für Tag Tribut
In meinen Träumen seh’ ich Dich
Eine alte Frau, ein helles freundliches Gesicht
Doch nie verzeih’ ich mir
Dass Du mich gerettet hast
Aus meiner grossen Nacht
Mir bleibt
Eine Stille nur
Die schreit

15
Aug
2005

Wet Pants

Manchmal streich’ ich mir
Sandwiches wie Elvis.
Oh, Lord! Zwei Scheiben Brot und
Ein halbes Glas Mayonnaise.
Dazu irgend ein Fleisch.
Nur die Gurken
Lass ich weg.
Mag ich nicht. Elvis
Voll Drugs, ’n’ Sex ’n’ Rock ’n’ Roll
Alkohol, was weiss ich.
Und ich kau’ und hör’
Heartbreak Hotel – – –
Wir sind die Generation,
Mit den »wet pants« – es
Gab kein Halten
Damals, wie man so schön sagt –
Und passen ’drum so gut
Ins Altersheim
Und küssen uns
Noch heut’ bei Kerzenschein.

(c) by Felix Epper, 2005

Monté-verità-Fragment

Am Rande eines Jahrhunderts
Und trunken vor Legenden
War man die Steintreppen hoch
Und hoch gestiegen.
Unten ahnte man den See
Du sagtest: «So weit…»

Diese Anarchie
Freie Liebe nannte ich sie
Und hoffte hier oben
Etwas wieder zu finden. Doch
Die Menschen mit denen ich empor
Hoch und hoch stieg
Waren weder Höhlen-
Forscher des Vergangenen
Noch Pioniere des Westens

Die Morgenröte
Einer neuen Gesellschaft
Wärmte meine Schultern
Immer noch. Doch
Um mich oder gar zurück
Zu schauen wagte ich nicht.

Oben erwartete mich
Rudolf Steiners eisiger
Blick und Bakunins
Vergifteter Garten.
Gefroren deine Finger
Ein falsches Schaudern
Töte mich, mein Herz
Sag ich viel zu spät.
...

Der Rote Admiral

I
Der Rote Admiral verfügt
Über nicht weniger als
Sechs unterschiedliche Möglichkeiten
Mit den Flügeln zu schlagen.
Dies herausgefunden
Haben Wissenschaftler aus Oxford.
Von Interesse sind diese Resultate der
Schmetterlingsforschung
Unter anderem für das Militär
Das die Prinzipien des Flügelschlags
Eitler Gaukler
Für den Bau
Autonomer Flugroboter nutzen will.

II
Oh Adam
Doch schon vor dem Sündenfall
Gabst du Namen dem Getier
Wo warst du Gott
Im Garten Eden? Und du
So Zornesvoller Cherubin
Wo war dein flammend’ Schwert?
Und Noah
Hättest du doch vertilgt den Roten Admiral
Ins heil’ge Öl geworfen. Er schmeckt
Wie wilder Honig süß
Doch Gottes Lohn
Statt eines Menschen Brot
Wird sein tausendfacher Tod.

III
Und wissenstrunkene Aufklärung
Die schrieb alles in ihr großes Buch.
Kein Stein, der nicht gewendet
Keine Kellerassel die entkommt
Keine Sieben Siegel ungebrochen
Falsche Propheten !
Oh auch ihr.
Ihr schreit’s in mein Gesicht
Und ob all dem Lärm
Schläft uns’re Seele tief
Tickt die Vernunft im Takt
Ein Uhrwerk, so leis’, so stet’.

IV
Einst sah ich tausend Sommervögel
Im Val Münstar
Einer eine Augenweide
Fünf um meine Ohren
Ein heilig’ Schaudern
Zehn war fast Gott geschaut
Zehn mal zehn war Angst
Und nur noch Angst
Und ich entfloh
Sie setzen ihre Rüssel
Sie legten ihre Flügel
Sie waren Wolken gleich.

(c) Felix Epper 2005

10
Nov
2004

Pornographit

Mit sogenanntem Blei=Stift & wahl=weise Wölfli=Gleich=Heits=Zeichen anzufertigen.

Das Name=
Schreiben – Ritzen gar
Auf Schulhausbänke.
Ritual.

Wenn die Beschwor’ne
Nun sitzt – – – Endlich
– – – Endlich dort!
Platz nimmt.
Haben Prüfungsmogelei
Ellbogen, die aufgestützt
Fingerschweiss. Nasen=Tropf
& Votz …
& Krakelmösen – – – Schwänze
’s tropft
Auch von meiner Hand
&Wix &Geil&Fick
Den Namen ausgelöscht.

Mit der Hoffnung
Es erregte Dich
Wenigsten ein=mal
Hantier’ ich
Im Schulhauskeller
Mit der
Schleif=Maschin’
Schieb’ ab & zu den
Nasen=Filter =Mund
Beiseit
– – – Zur Schonung
mir ans Herz
Gelegt – – –
Feiner grauer Staub
Dringt
In die Lungen
Setzt zusammen sich
Zu Anagrammen
Skizzen
Schattenbild.

Einst ass ich
Dein fehlerfreies Prüfungsblatt
Es war süsser
Als ein Liebesbrief.

Erschienen mit einem wissenschftlichen Anhang in der Literatur=Zeitschrift "Entwürfe" 19

23
Sep
2004

Klassentreffen

21. August 2004. Aufgewacht eines Sonntags früh im einzigen Nachtclub meines Heimatdorfes. Schwere Knochen. Nur noch Karl Philipp Moritz’ «Andreas Hartknopf» in der Tasche. Ich kritzle auf den Schmutztitel diese kurzen Zeilen.

So schnell !
Wo doch einst
Wie die Blüte
Aufsteigt
Es sich der Sonne so
Entgegen
Sehnt
Es war
: ein kurzer Sommertag
Und dann
: eine Sommernacht
Des Morgens
: ein stilles Kichern noch
Trunken und vergessen
: Was da kommen wird

Jenen Tag, diese Nacht
: Hatten wohl alle hier
Gehabt und so
Gewünscht
Nun
: Die Augen tief
In all den Höhlen

Wir blinzeln nur
Als ob ein Schalk erwacht
Und schläft
Nach der dritten Flasche Wein
Und der Gevatter
Prüft, ob die Zeit schon reif
Ob der Sommer lang genug
Ob die Augen schwer
Die Glieder müd und
Eine Sünde mehr
Wer weiss.
Nur unser alte Lehrer strahlt’ wie ehedem
: So jung und immer noch ein Meister seines Fachs
Er lehrt’ mich der Blumen Nam’ und dies’ Gedicht.
Und
: Ich mach’s.
Night of the living dead

lieber epper als niemert

Betrachtungen. Manchmal Urteile.

Suche

 

Meine Kommentare

Kafkas Reisetagebuch,...
Kafkas Reisetagebuch, Paris, 11. September 1911. «Auf...
noemix - 4. Nov, 11:44
Merci beaucoup! A suivre...
Merci beaucoup! A suivre ici: https://epper.twoday.net/st ories/1022422362/
Epper - 23. Apr, 18:51
Bis vor kurzem war ich...
Bis vor kurzem war ich der festen Überzeugung, dieser...
froggblog - 2. Apr, 17:34
en printemps…
Lieber nicht leben wie der Panther. Diese pathetische...
froggblog - 14. Okt, 20:39

RSS Box

Credits

Status

Online seit 7364 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 8. Nov, 10:01

Impressum:

(c) aller Texte by Felix Epper, Gotthelfweg 5, 4500 Solothurn

Agenda
Anagramme
Angst
Aufsätze
Buchtipps
Château Mercier
Die Toten
Dylanologien
Gefunden
Jahrestage
Kulturpessismismus
Lipogramme
Lomo
Lyrik
Nachlese
Nachtmahre
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren